Eine Zeitgrenze ist eine Periode, in der bestimmte Änderungen am Produktionsprimärplan möglich sind. IFS/Primärplanung kennt zwei solche Perioden: die Bedarfszeitgrenze und die Planungszeitgrenze. Für Artikel der Stufe 0 (null) erzeugt das System automatisch beide Werte. Für Artikel der Stufe 1 müssen Sie diese Werte angeben.
Die Bedarfszeitgrenze ist die kürzere der beiden Perioden. Sie erstreckt sich normalerweise vom aktuellen Tag bis zum Ende der Vorlaufzeit für den Artikel. Die Bedarfszeitgrenze stellt die Zeitdauer dar, die Sie für die Produktion des Artikels benötigen würden, wenn alle Unterbaugruppen auf Lager wären. Der Großteil, wenn nicht sogar der gesamte Bedarf, der in diese Periode fällt, basiert auf tatsächlichen Kundenaufträgen. Auf diese Weise können Sie zwischen tatsächlichem und prognostizierten Bedarf unterscheiden und so doppelte Arbeit vermeiden. Während der Bedarfszeitgrenze ist die Primärplanung eingefroren, was bedeutet, dass Änderungen nur sehr schwer möglich sind.
Eine Bedarfszeitgrenze von 0 bedeutet, dass keine Bedarfszeitgrenze gilt. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass die Grenze bezogen auf Arbeitstage definiert wird. Wenn zum Beispiel als Bedarfszeitgrenze 0 eingegeben wird und der letzte Ausführungstermin der Primärplanung Montag ist (bei einem konventionellen 5-Arbeitstage-Kalender), dann endet die Bedarfszeitgrenze am vorherigen Freitag. Wenn dagegen als Bedarfszeitgrenze 4 eingegeben wird und der letzte Ausführungstermin der Primärplanung Montag ist, dann erstreckt sich die Bedarfszeitgrenze bis Donnerstag. Wird als extremeres Beispiel als Bedarfszeitgrenze 1 eingegeben und der letzte Ausführungstermin der Primärplanung ist Montag, wobei im Arbeitskalender nur Mittwoche als Arbeitstage definiert sind, dann erstreckt sich die Bedarfszeitgrenze bis Mittwoch.
Die Planungszeitgrenze ist ein Worst-Case-Szenario. Sie stellt die kumulative Vorlaufzeit des Artikels dar, d. h. die Zeit, die es dauern würde, den Artikel zu fertigen, wenn keine der Unterbaugruppen auf Lager wäre. Zur Berechnung der Planungszeitgrenze verwenden Sie die Methode des kritischen Pfades. Bei dieser Methode wird davon ausgegangen, dass die Gesamtzeit, die für die Fertigung des Artikels benötigt wird, die Summe der Zeitdauern der Unterbaugruppen ist. Gibt es mehr als eine Unterbaugruppe auf derselben Ebene innerhalb der Artikelstruktur, ist die angenommene Dauer die längste Zeit, die zur Fertigung einer Unterbaugruppe auf dieser Ebene erforderlich ist. Der Bedarf, der in die Planungszeitgrenze fällt, ist eine Mischung aus tatsächlichen Kundenaufträgen und Prognosen.
Während des Zeitraums, der über die Bedarfszeitgrenze hinausgeht, aber innerhalb der Planungszeitgrenze liegt, erfordern Änderungen am Produktionsprimärplan eine Abwägung der Managementkompromisse. Außerhalb der Planungszeitgrenze steht es dem Produktionsprimärplaner frei, den Zeitplan zu ändern. Die Planungszeitgrenze wird in ähnlicher Weise berechnet wie die Bedarfszeitgrenze.
Bevor ein Artikel die Planungszeitgrenze erreicht, ist er weder mit einem Fertigungsauftrag noch mit einer Bestellung verbunden. Das System prognostiziert die Lieferung und generiert Primärplanungsvorschläge. Wenn sich ein Artikel innerhalb der Planungszeitgrenze bewegt, müssen Sie die vom System generierten vorgeschlagenen Eingänge analysieren und sie in manuelle Vorschläge, fest geplante Fertigungsaufträge oder freigegebene Fertigungsaufträge umwandeln. Sie müssen diesen Schritt manuell durchführen, denn sobald sich der Artikel innerhalb der Planungszeitgrenze befindet, können sich Änderungen, die Sie vornehmen, nachteilig auf niedrigere Ebenen der Struktur auswirken.
Die Bedarfszeitgrenze (BZG) und die Planungszeitgrenze (PZG) werden anhand des Fertigungskalenders für die Fertigungsartikel und anhand des Logistikkalenders für die Einkaufsartikel berechnet.