Die Chargenverfolgung ist beispielsweise in der Nahrungsmittel-, Getränke-, Pharma- und Automobilindustrie sowie anderen Branchen, in denen u. U. Chargen zurückgerufen werden müssen, sehr wichtig. In der Regel handelt es sich um Artikel wie Autoteile, Medikamente, medizinische Geräte oder andere kontrollierte Substanzen, die sich auf die Gesundheit und Sicherheit von Mensch und Tier oder Umwelt auswirken können. Artikel mit Chargenverfolgung werden auch als chargengeführte Artikel oder Komponenten bezeichnet.
Chargengeführte Artikel können als Endgüter oder Komponenten für andere Artikel verkauft werden. Außerdem können sie über mehrere Ebenen verfügen. Beispielsweise kann ein Artikel aus chargengeführten Komponenten bestehen, die selbst aus anderen verfolgten Komponenten bestehen. Je komplexer die Strukturen von Artikeln werden, desto wichtiger wird die Chargenverfolgung.
Die allgemeinen Prozesse der Chargenverfolgung in IFS Cloud beinhalten Folgendes:
Den Artikel unter IFS/Artikelkatalog als chargengeführten Artikel definieren. Zur Auswahl stehen die reguläre Chargenverfolgung und die auftragsbasierte Chargenverfolgung. Chargengeführte Artikel können auch anhand der Seriennummer verfolgt werden. Daneben kann angegeben werden, ob der Artikel pro Produktionsauftrag mehrere Chargen umfassen kann oder ob es nur eine Charge pro Auftrag gibt.
Für einen verfolgten übergeordneten Artikel (Los/Charge oder Serienobjekt), der mindestens eine Komponente mit Chargenverfolgung enthält, können Sie mit der Komponentenlosregel angeben, ob eine gegebene Komponente mit Chargenverfolgung nur von einem oder mehreren Los/Chargen pro Produktionsplan-Wareneingang oder Produktionsauftrag verwendet werden kann.
Chargennummern (oder Seriennummern) können vor Eingang der Artikel für einen Produktionsauftrag reserviert werden. Dies ist in vielen Situationen hilfreich. Situationen, in denen sich die Reservierung von Chargennummern anbietet:
Chargennummern können für Folgendes reserviert werden:
Wurde für den Artikel eine auftragsbasierte Chargenverfolgung mit nur einer erlaubten Charge pro Produktionsauftrag festgelegt, reserviert der Fertigungsauftrag automatisch eine einzelne Los-/Chargennummer für die gesamte Menge des Fertigungsauftrags. Wenn der Artikel mehrere Lose pro Auftrag zulässt, müssen die Los-/Chargennummern manuell erstellt werden.
Werden Chargennummern für einen Planauftrag reserviert, werden diese für alle Fertigungsaufträge übernommen, die im Zusammenhang mit dem Planauftrag erstellt werden. Werden für den Planauftrag keine Chargennummern reserviert, können diese später für den Fertigungsauftrag reserviert werden.
Bestehende reservierte Chargennummern lassen sich zudem aufteilen, um untergeordnete Chargennummern zu reservieren. Diese werden als Unterlose bezeichnet. Die Reservierung von Los-/Chargennummern während der Bedarfsverrechnung ähnelt der Aufteilung von Los-/Chargennummern in Unterlose. Weitere Informationen über das Aufteilen von Chargennummern enthält der Abschnitt über Unterlose.
Sie können Los-/Chargennummern für Co-Produkte, Demontagekomponenten und Nebenprodukte für einen Fertigungsauftrag reservieren, bevor Sie die produzierten Artikel erhalten. Es gibt eine Standorteinstellung, die steuert, ob spezielle Los-/Chargennummer für Co-Produkte und Nebenprodukte reserviert werden können oder ob die Los-/Chargennummern des Fertigungsauftrags verwendet werden sollen. Die Los-/Chargennummer wird automatisch reserviert, wenn der Artikel des Co-Produkts auftragsbasiert ist.
Chargennummern dienen der eindeutigen Kennzeichnung von Fertigungsartikeln eines Loses oder Stapels. Für jede erstellte Chargennummer speichert das System einen Stammeintrag.
Zur Chargenverfolgung werden Chargennummern in IFS Cloud paarweise mit Artikelnummern angeordnet. Daher können zwei verschiedene Artikelnummern die gleiche Chargennummer haben; das System erachtet die beiden Lose aber als getrennt, da die Artikelnummern unterschiedlich sind. Beispiel: Es gibt einen Pumpenartikel und einen Filterartikel. Beide Artikel haben eine eindeutige Artikelnummer (oder ID). Bei diesem Beispiel befindet sich Artikel 10 PUMPE mit der Chargennummer XJ001 ebenso wie Artikel 10 FILTER im Bestand und zwar mit der gleichen Chargennummer. Obwohl beide Artikel die gleiche Chargennummer haben, erkennt das System keine Verbindung zwischen ihnen, da die Kombination aus Chargennummer und Artikelnummer für beide Artikel eindeutig ist.
Los-/Chargennummer sind nicht an einen bestimmten Standort gebunden. Besteht eine Artikelnummer an zwei verschiedenen Standorten und ist auch die Los-/Chargennummer identisch, gelten im System für beide Artikel die Attribute dieses Loses.
Während des Fertigungsprozesses sind folgende Tätigkeiten möglich:
Bei der Erstellung chargengeführter Artikel mit Seriennummernverfolgung müssen sowohl die herzustellenden Chargen als auch die Serienobjekte reserviert werden. Die einzelnen Serienobjekte müssen dabei mit der Charge verknüpft werden, zu der sie gehören. Verfügen Serienartikel über nur eine Chargennummer, ist es offensichtlich, welche Chargennummer zu welcher Seriennummer gehört. Sind aber mehrere Chargennummern reserviert, muss der Anwender die Verknüpfungen zwischen den Chargennummern und Serienobjekten auf dem Fertigungsauftrag angeben.
Stücklistenaufbauten werden im Zusammenhang mit Fertigungsaufträgen erstellt und verwaltet. Diese verfolgten Strukturen können als Tabelle oder grafisch angezeigt werden.
Der Chargenstamm vereinfacht die Handhabung chargengeführter Artikel, indem wichtige Attributen über die Charge erfasst und aufgezeichnet werden. Die Seite Artikel-Los/Charge ist der Schlüssel für Informationen zu chargengeführten Artikeln. Spezifische Attribute des Loses (einschließlich Informationen über zugeordnete Seriennummern), Angaben zu Unterlosen und der Verlauf aller Bestandstransaktionen im Zusammenhang mit dieser Chargennummer können eingesehen werden.
Vor bzw. bei Eingang eines Fertigungsauftrags müssen alle chargengeführten Artikel mit einer Chargennummer versehen werden. Besitzt der eingehende Fertigungsauftrag Chargennummern, kann der Eingang über die Auswahl dieser reservierten Chargennummern abgewickelt werden. Liegen für den Auftrag eines übergeordneten chargengeführten Artikels verfolgte Komponenten vor, kann der vorgeschlagene gefertigte Struktur vor Eingang der chargengeführten Artikel geändert werden. Die Menge der eingehenden Los/Charge muss der Menge entsprechen, die zuvor für den Fertigungsauftrag reserviert wurde. Bezieht sich der eingehende Auftrag auf einen auftragsbasierten chargengeführten Artikel, liegen keine reservierten Los-/Chargennummern vor und wurde das Attribut Multi-Level Verfolgung unter IFS/Artikelkatalog nicht aktiviert, erstellt das System für jeden Eingang eine eindeutige auftragsbasierte Los-/Chargennummer.
Wenn ein auftragsbasierter nachverfolgtes Nebenproduktartikel oder eine Demontagekomponente empfangen wird, ohne reservierte Los-/Chargennummer auszuwählen, und die Standorteinstellung für die Verwendung von Los-/Chargennummer für Fertigungsaufträge deaktiviert ist, wählt das System Los-/Chargennummern auf folgende Weise aus. Die letzte Eingangslosnummer des Hauptartikels wird für den Nebenproduktartikel oder die Demontagekomponente bis zum Eingang eines anderen Hauptartikels wiederverwendet (z. B. Übergeordnetes Los-1, Nebenproduktlos-1, Übergeordnetes Los-2, Nebenproduktlos-2, Übergeordnetes Los-3, Nebenproduktlos-3 usw.). Wenn jedoch ein auftragsbasierter, nachverfolgter Co-Produktartikel ohne Auswahl reservierter Los-/Chargennummern eingeht, wählt das System nur eine Los-/Chargennummer für die Eingänge aus.
Reservierte Chargennummern können in Unterlose unterteilt werden, wenn beispielsweise ein Fertigungsauftrag in mehrere neue Aufträge unterteilt werden soll. (Beim Unterteilen von Fertigungsaufträgen mit Chargenverfolgung der Artikel muss stets auch die Charge in Unterchargen aufgeteilt werden). Unterchargen sind einfach weitere Unterteilungen einer Charge. Der übergeordnete Artikel eines Unterloses wird als Stammcharge bezeichnet. Eine Charge kann für viele Unterlose als Stammcharge fungieren; ein Unterlos hat jedoch immer nur eine Stammcharge.
Bevor Chargen in Unterchargen aufgeteilt werden können, muss die Unterchargenregel des Artikels zuerst so eingestellt werden, dass Unterchargen zulässig sind. Es kann auch angegeben werden, ob der Artikel nur eine Charge pro Fertigungsauftrag oder mehrere Chargen pro Fertigungsauftrag zulässt. (Legen Sie diese beiden Regeln im Datensatz Artikel fest).
Ist die Erstellung von Chargennummern für Unterchargen im System zulässig (beispielsweise bei Verwendung des Chargensplitt-Assistenten), enthält jede Chargennummer einer Untercharge die Chargennummer der Stammcharge und eine eindeutige ID für die Untercharge, getrennt durch einen Doppelpunkt. Nehmen wir beispielsweise an, Sie haben einen Artikel namens Blue Pill, und Sie produzieren ihn in einer Menge von 10.000, die Sie mit der Chargennummer von X1000 identifiziert haben. Sie verpacken die Blue Pill-Charge in 10 verschiedenen Sätzen, da Sie sie als separate Unterchargen kennzeichnen möchten und ihre ursprüngliche Chargen-ID beibehalten möchten. In diesem Fall behalten alle zehn Sätze die Chargennummer von X1000 und jeder Satz erhält eine eindeutige Unterchargen-Identität (z. B. Untercharge 1 bis 10). Im obigen Beispiel besitzt die Chargennummer X1000 die Unterchargen X1000:1, X1000:2, X1000:3 etc.
Sie können Lose in Unterlose teilen mithilfe von:
Im Zusammenhang mit Unterlosen geltende folgende Regeln:
Chargensplitt ist auf den Seiten in IFS/Fertigungsaufträge verfügbar, einschließlich Planauftrag, Fertigungsauftrag und der Registerkarte Chargen auf verschiedenen Seiten (z. B. Fertigungsauftrag - Verfolgte Struktur und Arbeitsgangmeldung für Fertigungsauftrag/Fremdleistung.
Dieser Assistent erstellt für jedes neue Unterlos ein oder mehrere Unterlose und einen neuen Datensatz des Chargenstamms. Es aktualisiert auch den Chargenstamm und erstellt entweder neue Chargenreservierungen für den Fertigungsauftrag oder neue Datensätze für Lageplätze des vorhandenen Materials. Der alte Datensatz des Chargenstamms bleibt erhalten, und die aus der alten Stammcharge hervorgegangenen Unterlose können auf der Registerkarte Artikel-Los/Charge/Untercharge oder durch Auswahl des Datensatzes „Artikel-Los/Charge“ für das Unterlos angezeigt werden.
Bei der Bedarfsverrechnung handelt es sich um eine Methode zur Koordination von Losgrößen, mit der sichergestellt wird, dass die Gesamtmenge der produzierten Komponenten der erforderlichen Menge für die geplanten Endprodukte entspricht. Ihre Durchführung ist erforderlich, wenn eine Komponente für mehr als ein Endprodukt verwendet wird.
Hersteller von Farben haben beispielsweise mehrere verschiedene Farben mit den gleichen Grundbestandteilen. Mit der Bedarfsverrechnung kann eine Bestellanforderung für diesen Grundbestandteil erstellt und sämtliche offenen Bestellanforderungen für Farben, die diesen verwenden, eingesehen werden. Die Bestellanforderungen könnten dann verknüpft und je nach Farbanforderung geändert werden, sodass das System den Grundbestandteil für alle mit ihm verknüpften Farbanforderungen entsprechend ändert. Nach Freigabe des Stapels werden Aufträge für alle Farbanforderungen sowie den Grundbestandteil erstellt. Alle Aufträge besitzen dieselbe Auftragsnummer, haben jedoch unterschiedliche Zahlenwerte. Zudem haben sie dieselbe Chargensaldo-ID.
Handelt es sich bei dem in der Bedarfsverrechnung involvierten Material um chargengeführte Artikel und das System erstellt die Chargennummern für die Aufträge automatisch, sind alle Aufträge Unterlose des Primärauftrags. (Der Primärauftrag ist der Auftrag, der alle anderen Aufträge steuert und die niedrigste Freigabenummer hat. Im obigen Beispiel wäre dies der BASE-Auftrag.) Wenn Sie den chargengeführten Artikel mit einem assoziierten Stapel freigeben, werden Fertigungsaufträge generiert und sämtliche in dieser Sitzung erstellten Aufträge verfügen über reservierte Unterchargen.
Für die Freigabe einer Bedarfsverrechnung für einen chargengeführten Artikel gelten folgende Regeln:
Artikelfälle für Chargensaldogruppe
Für die untergeordneten Aufträge gilt einer der folgenden beiden Artikelfälle für die Chargensaldogruppe: